Frank James Marshall (1877 - 1944), amerikanischer Großmeister, Weltmeisterherausforderer von 1907.
Marshall wurde am 10.08.1877 in New York geboren. In seiner Kindheit zogen seine Eltern mit ihm nach Kanada und er lernte mit acht oder neun Jahren das Schachspiel kennen.
Seit seinem elften Lebensjahr spielte er, solange er lebte, jeden Tag mindestens eine Partie. Als Berufsspieler reiste er zu jedem erreichbaren Turnier.
Seine Markenzeichen waren überdimensionale Krawatten, mit denen und die immer glimmende Zigarre zwischen seinen Zähnen.
Wenn gerade einmal kein Turnier stattfand, gab er Schachlehrgänge oder Simultanvorstellungen. Er stellte im Jahre 1922 mit 155 Gegnern einen Weltrekord auf. Er gewann 126, verlor acht und remisierte 21 Partien.
Oft verlor er und wurde manchmal vernichtend geschlagen, wie z. B. 1905 gegen Dr. Siegbert Tarrasch mit 5:12, 1909 gegen José Raoul Capablanca y Graupera mit 8:15, aber er war stets ein Optimist, der wie immer wieder auf die Beine kam. Er genoss die Gefechte auf dem Schachbrett und den Zusammenprall gegensätzlicher Charaktere aus vollen Zügen.
Mit 16 Jahren wurde Marshall Berufsschachspieler. 1899 reiste er nach Europa und nahm 1900 in Paris an seinem ersten bedeutenden Turnier teil. Dort gewann er seine Partien gegen Lasker und Pillsbury und teilte mit dem Ungarn Geza Maroczy den dritten Platz.
Das war ein verheißungsvoller Start, und Marshall beschloss, London zu seiner Operationsbasis zu machen. Von hier aus, konnte er zu allen wichtigen Turnieren gelangen.
In den Jahren 1901 bis 1903 erzielte er sehr wechselnde Resultate. Immer wieder verdarb er sich alle Chancen auf eine gute Placierung, weil er in jeder Partie bedingungslos auf Sieg spielte.
Ab 1904 stellten sich Erfolge ein. Er wurde Erster in Cambridge Springs 1904, wo er Weltmeister Lasker hinter sich ließ, Turniersiege in Scheveningen 1905, Nürnberg 1906, Düsseldorf 1908 und Havanna 1913 vor Capablanca.
Seine Gegner staunten, mit welcher Bravour er aus scheinbar verlorenen Stellungen Siege erzielte; der Ausdruck "Marshall-Schwindel" machte die Runde.
Einen großen Erfolg erzielte Marshall, als er 1907 gegen Lasker um den Weltmeistertitel spielen durfte. Er verlor aber diese Begegnung und musste sieben unentschiedene Partien und acht Niederlagen hinnehmen.
Durch das St. Petersburger Turnier 1914 ging er ein weiteres Mal in die Geschichte ein, denn dieses Turnier wurde vom russischen Zaren Nikolaus II ausgerichtet und Marshall erreichte mit acht Punkten den fünften Tabellenplatz. Die ersten fünf Preisträger Lasker, Capablanca, Aljechin, Tarrasch und Marshall wurden vom Zaren zu Großmeistern ernannt und waren die ersten fünf Großmeister der Schachgeschichte.
Marshall heiratete und kehrte nach New York zurück. Von 1906 bis 1936 war er Meister der Vereinigten Staaten und galt als geistiger Vater des amerikanischen Schachs.
Obwohl er sich in den zwanziger Jahren aus der internationalen Arena zurückzog, blieb sein Einfluss weithin spürbar. Jeder aufstrebende junge Spieler in den USA erhielt in irgendeiner Form Hilfe von Frank Marshall.
1915 gründete er den "Marshalls Chess Divan", ein Zentrum für Schachspieler in New York.
Am 09.11.1944 starb Frank James Marshall in New Jersey.
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