Karl Schlechter (auch Carl Schlechter) (1874 - 1918), österreichischer Großmeister, Weltmeisterherausforderer von 1910.
Schlechter wurde am 25.05.1874 in Wien geboren und war ein hevorragender Theoretiker und der führende Vertreter der Wiener Schachschule. Er liebte einen ausgeprägten sicherheitsbetonten Stil. Schlechter besaß eine perfekte Technik und seine Verteidigungskunst wurde bewundert. Er war ein friedfertiger Mensch ohne Ehrgeiz, der wunderschöne Partien liefern konnte. Seine Kenntnisse und seine sichere Spielführung ließen nichts zu wünschen übrig. Aber der Siegeswille, der Drang, den Gegner zu besiegen, der fehlte. Etwa 50% seiner etwa 700 gespielten Partien endeten remis. Zehn Jahre leitete Schlechter die Deutsche Schachzeitung. Er veröffentlichte 1908 ein Turnierbuch und brachte 1916 die achte Auflage von "Bilguers Handbuch des Schachspiels" heraus, die für viele Jahre ein Kompendium des schachlichen Grundwissens blieb.
Neben Aljechin war er einer der wenigen Schachmeister, denen ein literarisches Denkmal gesetzt wurde. 1998 erschien der Roman "Carl Haffners Liebe zum Unentschieden" von Thomas Glavinic, der bei selbstverständlichen dichterischen Freiheiten eine psychologisch durchaus akzeptable Studie der Persönlichkeit Schlechters bietet.
Erste Plätze erreichte der "Remiskönig" 1900 in München, zusammen mit dem Amerikaner Pillsbury, 1906 in Ostende, 1908 in Prag, gemeinsam mit Duras, im gleichen Jahr in Wien, zusammen mit Duras und Maroczy und 1910 in Hamburg.
Im Kampf um die Weltmeisterschaft gegen Dr. Emanuel Lasker erzielte er 1910 mit 5:5 ein unentschiedenes Resultat, womit Lasker den Titel behielt.
Während des 1. Weltkriegs, als in Wien die Lebensmittel knapp wurden, fiel es ihm von Tag zu Tag schwerer sich über Wasser zu halten. Andere Meister ließen sich von ihren Schachmäzenen oder in ihren Clubs durchfüttern. Schlechter brachte es auch jetzt nicht übers Herz, "sich zu nehmen, was ein anderer begehrte", aber er klagte nie.
Bescheiden wie immer, zog er sich zurück und hungerte. Als er schließlich von Schachfreunden nach Ungarn eingeladen wurde, wo es weiterhin friedensmäßige Verpflegung gab, war es zu spät.
Am 27.12.1918 starb Carl Schlechter in Budapest bei einer Simultanvorstellung an Entkräftung.

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