Wilhelm Steinitz (auch William Steinitz) (1836 - 1900), österreichischer Schachspieler; galt als weltbester Spieler von 1866 bis 1886, erster offizieller Weltmeister (1886 - 1894) der Schachgeschichte.
Steinitz wurde am 17.05.1836 in Prag geboren und studierte in Wien Mathematik. Nachdem er das Studium wegen fehlender finanzieller Mittel aufgeben musste, widmete er sich intensiv dem Schachspiel und war bald als bester Spieler Wiens anerkannt. Erste internationale Erfolge erzielte Steinitz ab Anfang der sechziger Jahre bei Wettkämpfen in London, wo er sich 1862 niedergelassen hatte. 1866 bezwang er in London mit einem 8:6-Sieg Adolf Anderssen, der zu dieser Zeit als bester Schachspieler der Welt galt, nachdem sich der Amerikaner Paul Morphy zurückgezogen hatte. Ab diesem Zeitpunkt galt Steinitz als weltbester Schachspieler. Weitere Siege bei großen Turnieren folgten: 1872 in London, 1873 und 1883 in Wien sowie 1894 in New York. Steinitz bestach durch sein genaues Defensivspiel und seine Fähigkeit, aus der Summe kleiner Stellungsvorteile den größten Nutzen zu ziehen.
1882 emigrierte Steinitz in die Vereinigten Staaten und ließ sich in New York nieder. Der erste offizielle Wettkampf um die Weltmeisterschaft wurde 1886 in den USA (New York, St. Louis, New Orleans) ausgetragen. Dabei besiegte Steinitz Zukertort mit 10:5 Punkten (und fünf Remisen), nachdem dieser nach fünf Partien schon 4:1 geführt hatte. Damit wurde er der erste offizielle Weltmeister in der Geschichte des Schachspiels. Diesen Titel verteidigte er dreimal erfolgreich: 10:6 (und nur einer unentschiedenen Partie) in London gegen Tschigorin (1889), 10½:8½ gegen Gunsberg (1890/1891 in New York) und 10:8 (und fünf Remisen bei 23 Partien) erneut gegen Tschigorin (1892 in Havanna). Im Jahr 1894 (New York, Philadelphia, Montreal) verlor Steinitz, der bis dato alle Turniere und Wettkämpfe, an denen er teilnahm, für sich entschieden hatte, seinen Weltmeistertitel an den Deutschen Emanuel Lasker. Die Auseinandersetzung endete mit 10:5 Punkten (und viermal Remis) für den jungen Herausforderer. Auch den Revanchekampf 1896/1897 in Moskau gewann Lasker deutlich mit 10:2 (und fünf unentschiedenen Partien).
Stilistisch entwickelte er sich vom angriffsfreudigen Kombinationsspieler zum reifen Positionsspieler. Steinitz entwickelte zu allen Phasen des Schachs eine Theorie des Stellungsspiels, die in den Wissensschatz späterer Meister einging und heute zum Grundwissen erfahrener Spieler gehört. Nach ihm sind das so genannte Steinitz-Gambit (eine Variante der Wiener Partie) und die Steinitz-Verteidigung (eine Variante der Spanischen Partie) benannt.
Wilhelm Steinitz starb am 12. August 1900 verarmt in New York.

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